„Steinmännchen“ zieren seit Menschengedenken unsere Landschaft. Sie treten als Steinstapel in Erscheinung; Türmchen als praktische Wegweiser für verirrte Wanderer. In verschiedenen Kulturen haben sie eine spirituelle Bedeutung. Besonders in Japan gelten sie als zeremonielle oder heilige Orte der Besinnung. Still verharrend bei den balancierenden Steinen erkennt der Mensch das Ausgeliefertsein an die Natur an und flüstert ihr leise seine Wünsche zu. Rosa Barba verankert ein vergrößertes Steinmännchen in Ostende. Sie imitiert Stein, indem sie Beton in Textil gießt: eine Technik, die Flexibilität für die Architekten und Designer von morgen verspricht. Das Textil erinnert an die Struktur von Sandsäcken, mit denen Barba eine Art imaginären Damm gegen den künftigen Anstieg des Meeresspiegels schafft.
Jeder Stein symbolisiert eine Stadt, die dem Klimawandel ausgeliefert ist. Weltstädte wie Buenos Aires, Bangkok, Rio de Janeiro, Miami, Jakarta und Chennai sind mit einem Stein vertreten, der der Größe der dort lebenden Bevölkerung entspricht. Die Position jeder Stadt im Turm spiegelt deren tatsächliche Höhenlage wider und zeigt ihr Verhältnis zum Meeresspiegel, der ständig steigt. Zum Beispiel liegt Amsterdam bereits zwei Meter unter dem aktuellen Meeresspiegel. Der Titel verweist auf die Dichterin Emily Dickinson. Der Anblick des Meeres machte es ihr unmöglich, irgendwelche Worte hervorzubringen, und raubte ihr so buchstäblich die Worte. Gleichzeitig evoziert es den unmöglichen Begriff einer Plünderung des Meeres, das niemandem gehört.
Im Laufe der Jahre wird Pillage of the Sea allmählich im Wasser versinken. Die Skulptur bildet einen visuellen Gradmesser für den Klimawandel, während die Gezeiten bestimmen, wie viel von dem Kunstwerk jeweils sichtbar ist. Durch diese Arbeit erinnert uns Rosa Barba daran, unsere Verletzlichkeit zu erkennen und die Natur zu ehren.
Dieses Kunstwerk wurde realisiert dank der Unterstützung von FURNIBO und ENJOY CONCRETE.